Aus Mustafa wird Johann – Taufen als Mittel der Integration in den Zeiten des Barock

Im Kloster Attel nahe Wasserburg wurden 1688 bis 1710 osmanischen Kriegsgefangenen und deren Nachwuchs durch Taufen in die christliche Gemeinde integriert. Nicht nur Kurfürst Max Emanuel, sondern auch seine adeligen Mitstreiter brachten aus den Türken-Kriegen reiche Beute mit. Darunter waren nicht nur Zelte, Kulturgegenstände, Pferde, sondern auch junge Muslime im Alter zwischen drei und zwanzig Jahren. Johann Baptist Georg Freiherr Lidl von Borbula, der als „Türkenschreck“, Regimentskommandeur und erster Husar in Max Emanuels Kriegsdiensten stand und seinen Sitz auf Schloß Hart bei Edling hatte, brachte neben türkischen Pferden und Kunstgegenständen auch einige Beutetürken mit, die im Schloß ihre Anstellung als Stallbursche und Dienstmädchen fanden. Nach Deutschunterricht und Bibelkunde wurden diese moslemischen Kriegsgefangenen unter großer Anteilnahme der Bevölkerung im Kloster Attel getauft und mit deutschen Namen in die Gemeinschaft aufgenommen. Mit der Taufe bekamen sie auch deutsche Namen. Meist die Vornamen ihrer Taufpaten und bei den Nachnamen bediente man sich der Herkunft wie „Weißenburger“, „Alba“ oder „Belgrad“, dem Glaubensziel „Christ“, „Fürchtegott“ oder „Liebgott“ und nur selten ihres Ursprungs wie „Türk“, „Osmann“ oder „Soldan“. Mischehen beschleunigten die Integration dieser Menschen aus dem Balkan, sodass es spätestens nach zwei Generationen kaum mehr Hinweise auf den Migrationshintergrund dieser neuen Mitbürger gab.

Das Thema „Beutetürken“ und der Forschung nach dem osmanischen Migrationshintergrund vieler Deutsche wird heute wieder vermehrt Aufmerksamkeit geschenkt. Daher hat mich die freie Journalistin Ayse Acevit besucht und mich auf den Spuren der Beutetürken in Wasserburg und Kloster Attel begleitet. Meine Erzählungen wurden somit Teil eines wunderbaren Podcast vom WDR 5 und können unter dem Link genossen werden.

 Podcast: Beutetürken - die muslimischen Vorfahren der Deutschen im WDR 5

Wer lieber mit allen Sinnen genießen will, der begleitet mich auf meine Kulturwanderung am Sonntag den 9. August.

Anmeldungen unter: kd@kunstvermittlung-dohrmann.de