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Wenn Mode zur Bühne wird - Thierry Mugler in der Kunsthalle München

Wenn Mode zur Bühne Wird - Thierry Mugler in der Kunsthalle München

 

 

Die Kunsthalle der Hypo-Kulturstiftung in München präsentiert ja regelmäßig Ausstellungen über Mode-Designer. So zuletzt die unglaublich beeindruckende Show von Gautier, aber mit der Ausstellung von Thierry Mugler haben sie wahrhaft ein traumhaftes Konzept und beeindruckende Ausstellungsarchitektur verwirklicht. Neben den Entwürfen und Kostümen von Muggler setzen Fotografen, Bühnenbildner und Visual-Effekt-Designer die Ideenwelt von Thierry Mugler um. Die ersten beiden surrealen Weltenräume, die man zuerst betritt, wurden vom Künstler und Bühnenbildner Philipp Fürhofer gestaltet. Im von ihm kreierten „Spiegelsaal“ verliert man Zeit- und Raumgefühl. Man fühlt sich wie Alice im Wunderland, die zwischen Lichteffekten, Spiegelräumen und Reflexionen in immer neue Dimensionen schreitet. So futuresk wie hier die Modekollektionen auf den Besucher wirken, so futuresk wirken die Besucher mit ihren Masken hineingespiegelt in die Fashion-Inszenierungen. Es begrüßen einem Fembots,  Robotermenschen alla Metropolis, wie Mugglers 1995 entwickelte Arbeit „Maschinenmensch“, die auf die Futura von Feliz Lang zurückgeht und die 2005 von Lady Gaga reaktiviert wurde. Hier wird bewusst, dass Mugler nicht nur Modedesigner ist, sondern sich vor allem der Bühne gewidmet hat, mit Kostümkollektionen für den Cirque du Soleil („Zumanity“ 2003) oder Bühnenaufführungen wie Macbeth. „Meine einzig wahre Berufung ist die Bühne", so Mugler und führte damit folgerichtig die Eventschau für die Mode in Europa ein. Er lud Stars wie David Bowie, Diana Ross, Sharon Stone und Lady Gaga ein, seine Kollektionen vorzuführen und untermalte die Show mit Musik von Terry Riley, Kraftwerk und Klassik von Verdi, Beethoven und natürlich Wagner.

 

Thierry Muggler bedient sich bewusst der Kostümzeichen des „Sichtbaren Müßiggangs“ - Korsetts, Krinoline und wahren Ritterrüstungen. Mittel, die weniger in der heute tragbaren Mode als mehr im Theaterkostüm beheimatet sind und einst Zeichen des nicht arbeitenden Adels waren. Interessanterweise hat diese Korsett-Mode Bruce Weber mit Madonna 1986 in Szene gesetzt, der damals mit seinen Fotos den Naturlifestil - mit tragbarer Mode, aktiv, sportlich und naturverbunden - als Brand für sich entwickelt hatte. Bei ihm hätte ich eher die Umsetzung von Mugglers „Powerdress“ vermutet. Mit der Berufstätigkeit der Frauen, kamen immer mehr männliche Modeattribute in die Frauenmode. Es entstand das Frauenkostüm aus Rock, Jacke und Bluse als Pendant zum Herrenanzug. Bezeichnenderweise wurde diese Verbindung von männlich und weiblich von Muggler zum „Powerdressing“ entwickelt, in Szene gesetzt von starken Frauen in den Fotos von Helmut Newton. Beide lange Jahre Arbeitspartner und Freunde.

 

Ganz in die Welt des Theaters wird man von der Hologramm-Installation Michel Lemieux entführt. In nebelhaftem Bühnenambiente verführen die elisabethanischen Kostüme von Mugler in die Geschichte von Macbeth. Aber auch Muglers eigene Fotografien haben immer etwas Bühnenhaftes, riesige Kulissen, in denen die Model geradezu verschwinden.

 

Der Raum mit der „Les Insectes-Kollektion“ im Zentrum mit der „Chimäre“ ist wahrlich ein magischer Raum. Die Atmosphäre der Rauminstallation ist umwerfend und wurde von Rodeo FX realisiert, die auch für die Visual Effects von Game of Thrones verantwortlich sind. Die Details der "Chimäre" seiner teuersten Courture-Creation, an der 20 Leute gearbeitet haben und der südafrikanische Korsettmacher Mr Pearl 6 Wochen, mehr als 1000 Stunden an der Stickerei gearbeitet hat, verzaubern. Kein Wunder also, dass diese märchenhaften Kostüme von den Fotokünstler Pierre e Gilles in Szene gesetzt wurden.

 

Die Ausstellung „Couturissime“ von Thierry Mugler ist absolut empfehlenswert. Der Kunsthalle München ist hier ein einzigartiges Ausstellungskonzept mit namhaften Designern, Fotografen und Bühnenbildner gelungen, die das Werk Muglers mit allen Sinnen erlebbar machen!

 

 

Kunsthalle München

Thierry Muggler „Couturissime"

03.04.-30.08.2020

Öffnungszeiten: täglich von 10-20 Uhr

Eintrittspreis: 16 Euro am Dienstag die Hälfte

Weitere Infos: www. Kunsthalle-muc.de

 

Fotos: Dr. Karin Dohrmann